Ach wie schön ist Panama! Aber da wir dann doch nicht ganz so sportlich unterwegs sind haben wir uns als Familie für die Frühlingsferien 2025 erstmal ein näheres Ferienziel ausgesucht – Norditalien 🇮🇹
So sind wir – diesmal zum ersten Mal mit Bikepacking-Ausrüstung von der Schweiz nach Turin gefahren mit unseren zwei Kindern. Und haben trotz und dank einigem Regenwetter doch ganz viele lustigen Zeiten und kleine Abenteuer dabei erlebt. In diesem Artikel kannst du die Reise etwas miterleben.

Unsere Reisegruppe
Mit dabei waren wie gewohnt unsere zwei Kinder: diesmal in 9 + 11 jähriger Ausführung. Wir Eltern so kurz vor 40ig.

Die Route: von Locarno (Schweiz) nach Turin (Italien)
Alle Tagesetappen
Start | Ziel | Distanz | Übernachtung | Aufzeichnung / Route |
---|---|---|---|---|
Locarno (CH) | Varano Borghi (IT) | 59.33 km | Camping | 🗺️ + 🗺️ |
Varano Borghi | Sesto Calende | 43.44 km | Haus am Fluss | 🗺️ + 🗺️ |
Sesto Calende | Monte Valenza | 76.03 km | Camping | 🗺️ |
Monte Valenza | Alessandria | 22.80 km | BnB | 🗺️ |
Alessandria | Asti | 40.31 km | BnB | 🗺️ |
Asti | Torino | 61.11 km | Camping | 🗺️ |
Alles zusammen stolze 303.02 km 🙌🏻
Die Lombardei und Piemont: viel Natur, freundliche Menschen und leckeres Essen
In den Gebieten Norditaliens war es Anfangs / Mitte April doch schon deutlich grüner wie bei uns in der Deutschschweiz. Wir haben das sehr genossen und den Frühling in voller Fülle (wenn auch mit der vollen Regenkanne, die dazugehört) aufgesogen. Man fährt oft durch lange Landwirtschaftsgebiete mit sehr wenige Besiedelung.
Wir sind zuerst grösstenteils dem Fluss Ticino gefolgt, welcher aus dem Lago Maggiore fliesst und danach dem Po weiter in Richtung Turin. Da gab es viele schöne Radwege, wo man teilweise auch lange Abschnitte komplett ohne Störung durch Autos heizen konnte.




Natürlich auch fantastisch ist die wunderbare Küche des Landes: wir haben eigentlich immer richtig gut gegessen, worauf man sich nach ein paar Stunden radeln natürlich auch freut 😋 Vitello Tonato, verschiedene lokale Ravioli-Variationen oder Piemonter Ragù, Pizzas sowie Lokale wie Pa.Pas (Asti) oder Poormanger (Turin) mit tollen Baked Potato Kreationen waren unsere Favoriten.
Dabei spielte es auch keine Rolle, ob das ein ganz einfaches Menü auf dem Campingplatz oder in einem besseren Restaurant war – geschmeckt hat es immer vorzüglich.
Auffallend waren auch die vielen „Lost Places“: überall sieht man sehr viele Häuser, Höfe und ganze Areale, welche stark heruntergekommen wirken, eingeschlagene oder keine Fenster mehr haben oder die Bausubstanz schon dem Zahn der Zeit nachgegeben hat. Solche Gebäude sieht man in der Schweiz so gut wie gar nicht, hier scheint es aber sehr viele davon zu geben – was uns von der Menge her auf jeden Fall sehr überrascht hat.
Die Menschen sind uns überaus freundlich begegnet. Hier ist sicher dazu zu sagen, dass viele nur sehr schlecht oder gar nicht Englisch sprechen und etwas Italienisch-Kenntnisse hilfreich sind.
Auch gibt es im Land sehr viele Radfahrer die man freundlich grüsst oder mit denen man sich auch gerne mal austauschen kann.




Die Städte: Alessandria, Asti und Turin
Alessandria und Asti haben wir jeweils nur an einem Tag und bei Regen gesehen. Sie haben uns aber grundsätzlich auch da gefallen und wir hätten Lust gehabt sie weiter zu erkunden.
Als Abschluss der Reise konnten wir für ein paar Tage Turin geniessen. Es ist eine wirklich grosse Stadt, voll mit prunkvollen historischen Bauten, von Regierungsgebäuden zu den vielen Arkaden und Kirchen. Da hätten wir gut auch noch weiter verweilen können. Aufgefallen sind uns auch die vielen sportlichen aktiven Leute, speziell viele Jogger:innen.
Darauf haben wir bei der Routenplanung geachtet
Machbare Distanzen: da hat es natürlich geholfen, dass wir schon mehrere Radreisen gemeinsam gemacht haben und daher wussten, dass wir gut 50km pro Tag fahren mögen – aber auch mal 75km (und wahrscheinlich auch 100km machen könnten). Aber natürlich ist es auch mal schön nur eine kurze Distanz zu fahren.
Grundsätzlich ziemlich flach: Da Hügel schon noch so die grösste Herausforderung sind, speziell für die Kids und wir nicht so recht wussten wie es wird mit dem aufgeladenen Gepäck nach oben zu fahren, entschieden wir uns für ein Gebiet welches grundsätzlich flach ist. Es war aber toll und für alle eine positive Erfahrung doch auch ein paar Hügel / kleinere Berge und Steigungen von über 10% gemeistert zu haben.




Radwege und Strassen in Norditalien
Im Vornherein war ich mir unsicher, wie die Strassen in Norditalien so zu fahren sind: gibt es da, wo man durch will, echte Radwege oder sind das eher Hauptstrassen, wo viel Verkehr drauf sein wird? Wie ist die Qualität der Wege, usw?
Hier sehr geholfen hat mir die sehr freundliche Community von radreise-forum.de – ich war ganz baff wie viel Rückmeldungen mit Praxiserfahrungen ich da über Nacht erhalten habe. So haben wir uns dann auch statt für die ursprünglich angedachte Strecke in der Emilia Romagna (Parma bis Rimini) für die Strecke vom Lago Maggiore nach Turin entschieden und wurden nicht enttäuscht.
In den ersten zwei Tagen vom Lago Maggiore bis nach Sesto Calende hatten wir fantastische Radwege und jede Menge Sonne: super Asphalt, richtige Radstrassen mit Mittelstreifen durch wunderschöne Gebiete und oft an Seen, Bächen oder Flüssen entlang.
Anschliessend wurde es diverser: zuerst sind wir mehr auf Trekking-Strassen ohne Asphalt gefahren, was aber nach einigem Regen dann zu matschig wurde und wir mehr nach Asphalt-Routen gesucht haben. Der war von sehr gut bis sehr löcherig. Auch mal herausfordernd, war ein rund 2-4km langes Stück im Wald komplett mit tiefem Kies 🥵
Eigentlich überall haben wir die anderen Verkehrsteilnehmer, Autos sowie LKWs als sehr rücksichtsvoll erlebt: sie sind oft ganz geduldig hinter einem geblieben an engen Stellen, haben gewartet bis man an einer grossen Pfütze vorbei ist und tatsächlich hat nie einer gehupt! 👏🏻 Da hat es bestimmt auch noch geholfen, dass wir sichtbar zu viert mit den Kids unterwegs waren.
Meist haben wir im Voraus die Route nur kurz mit Google Maps grob gecheckt: hier sieht man schnell, wie viel Distanz etwa auf einem zukommt (meist wird es dann etwas mehr) und wie das Höhenprofil aussieht.
Danach sind wir die meiste Zeit mit einem Garmin Edge 840 als Navi gefahren, was meist ganz gut geklappt hat. Zu gewissen Momenten aber auch mit der OsmAnd-App oder einfach direkt mit Google Maps.




Unsere Ausrüstung: die Fahrräder und das Gepäck
Auf dieser Reise hat sich gegenüber unseren bisherigen Radreisen (wie zum Beispiel von Basel zum Europa-Park) vor allem etwas geändert: statt einem E-Bike mit Gepäck-Anhänger haben wir trendgemäss auf eine Bikepacking-Ausrüstung umgestellt, hatten also alles Gepäck auf unsere vier Fahrräder verteilt.
Die perfekten Fahrräder dabei
Unsere Kids auf 24″ bzw. 26″ Scott Scale RC 400 / 600, Frau Meder auf einem Canyon Pathlite 6 und Herr Meder auf einem Kona Sutra.
Mit den Drahteseln wir diesmal sehr zufrieden: die Kinderräder sind leicht und ohne Schnickschnack – so sind sie wirklich auch super alle Berge hochgeklettert.
Für mich war es das erste mal mit dem Kona – einem Touringrad mit Rennradlenker: das hat mir auch super gut gepasst. Ich konnte verschiedene Positionen fahren und hatte auch bei längeren Strecken keinerlei körperliche Beschwerden. Dank der dickeren Reifen federt es auch deutlich mehr Unebenheiten im Untergrund ab – von welchen wir zur Genüge mitgenommen haben.
Gut bepackt mit Ortlieb-Taschen
Man kann schwer übersehen, dass die Fahrradtaschen des deutschen Herstellers Ortlieb bei jung & alt ausserordentlich beliebt sind. So haben wir über die letzten Monate über Schweizer Secondhand-Plattformen wie Tutti und Ricardo Ausschau gehalten und uns schlussendlich acht seitliche Radtaschen sowie zwei Lenkertaschen zu guten Preisen gekauft (meist ca. 50-70 Fr. / Paar).
Ortlieb hat davon ein breites Sortiment und wir waren mit unserem Mix ganz zufrieden: es sind sicher Bike-Packer Plus und Back-Roller mit dabei – teilweise wahrscheinlich auch ältere Modelle. Am Lenker hatten wir Eltern eine Ultimate Lenkertasche – welche super waren mit dem magnetischen Verschluss (die grössere Version hat uns da noch etwas besser gefallen).
Zusätzlich dazu hatten die Kinder noch eine Tasche (die hatten wir bereits) für ihr Kleinzeugs auf dem Gepäckträger und wir Eltern jeweils Zelt + Herr Meder eine Campingmatte.
Unsere Erfahrung mit den Ortlieb-Taschen war wirklich absolut positiv: sie sind gut zu packen, das Einklick-System funktioniert gut, so dass es die Kinder meistens auch selbst ein- und aushängen können. Etwas schwieriger ist es, wenn auf dem Gepäckträger oben bereits was drauf gepackt ist.
Darüber hinaus waren wir positiv überrascht davon, dass die Taschen wirklich lange absolut wasserdicht sind. Auch als wir Bäche überqueren mussten, welche über die Ufer auf die Strasse gelaufen waren und wir bis zu den Knien und die Taschen bis zur Hälfte im Wasser steckten, oder als die Räder seitlich in Matschlöcher fielen, war das Innenleben stets sicher behütet worden. Das kann einem dann echt den Tag retten 🙌🏻


Übernachtungen
Wir hatten trotz angesagtem Regenwetter gehofft ein paar mal zelten zu können, weil uns das eigentlich gefällt und natürlich je nach Ort nochmals deutlich günstiger ist wie eine Übernachtung im Hotel oder Apartment. Darum hatten wir zwei Zelte mitgenommen: ein 3-Personen Iglu + ein kompaktes 2-Personen Zelt. Beide waren dicht und wir waren auch froh im grösseren Zelt neben zwei Personen noch sonst Material im Trockenen lagern zu können.
Zu gewissen Momenten waren wir dann froh wieder mal alles trocknen zu können oder wollten einen zusätzlich Tag in einer Stadt verbringen und haben uns spontan über AirBnB oder auf Booking.com eine Unterkunft gesucht.
Die Zeltnächte waren für vier Personen und zwei Zelte meist bei ca. 40 Euro, die BnB’s / Appartments bei 65-120 Euro inkl Servicekosten.
Weisheiten für Radreisen mit Kids
Plane flexibel und passe dich den Umständen an
Ganz bewusst haben wir so wenig wie möglich im Vornherein fix abgemacht oder gebucht.
Ich hatte einen groben Routenplan mit möglichen, machbaren Etappen gemacht um schlussendlich etwa beim Ziel Turin landen zu können. Ebenso habe ich zu einigen Etappen schon mal gesucht, ob es da Campingplätze geben würde oder auch an einem Ort eine schöne Unterkunft (ein süsses Häuschen direkt am Fluss) gefunden, wo wir gerne hinwollten. Im Plan hatten wir fünf Etappen mit total rund 300km Weg – aber auch vier Extra-Tage.
So hatten wir die Freiheit spontan darauf zu reagieren, wie es uns allen ging, wie das Wetter sich abzeichnete zu werden und worauf wir Lust hatten. Wir haben dann zum Beispiel eine Etappe weggelassen bzw. einen anderen Zwischenhalt gemacht und bei einem sicheren Regentag statt zu radeln die Stadt besichtigt. Ein anderes Mal waren wir motiviert ans Ziel zu kommen und wussten: „die 60km schaffen wir jetzt auch noch“ und haben dann durchgezogen.
Zeltplätze haben wir immer spontan vor Ort ohne Reservierung besucht – das ist natürlich in der Vorsaison noch kein Problem und hat überall viel Platz gehabt. Andere Unterkünfte reservierten wir mit dem Smartphone am Vorabend.
Niemals vergessen die Teenager zu füttern!
Witzig war wirklich die Erkenntnis, dass unsere 11 jährige Pre-Teenagerin mächtig Kohldampf hatte und ohne Übertreibung den ganzen Fahrtag durch einfach alle zehn Minuten was essen musste. Sonst war die ganze Reisegruppe dann zehn Minuten später noch mit höchstens 10km/h unterwegs oder gar im Sitzstreik.
So hatte unsere grosse zwei Food-Bags am Lenker, wo sie immer eine Karotte, Nüsse, Müsliriegel, ein Stück Brot oder Gummibärchen rauszaubern konnte. Und wenn dann spätestens um 11 Uhr alles weg war, futterte sie halt bei unseren Snacks weiter 😉
Jede Challenge auch ein Highlight
Lange Tagesdistanzen, Sackgassen oben auf dem mühevoll hochgekämpften Berg wo auf dem Navi keine gewesen war, Durchquerungen von überlaufenen Bächen welche jetzt plötzlich über die Strasse führten, Steile Anstiege oder einfach auch mal keinen Bock – jeder Tag hatte seine Herausforderungen.
Am Schluss des Tages haben wir jeweils zusammen ein Tagebuch ausgefüllt – da wurden doch diese Challenges dann auch meist als erstes Highlight genannt und mit dem Durchhalten, Überstehen und Ziel erreichen tolle Erinnerungen geschaffen.
Findet euren Rhythmus
Wir haben wieder so 1-2 Tagen gebraucht um so unseren Rhythmus zu finden, dann ging es fast von selbst. Alle 9-10 Kilometer machten wir eine kurze Pause, wo wir von den Rädern abgestiegen sind, unsere Beine gestreckt und vielleicht was gegessen haben. Im Schnitt waren wir wieder so mit rund 15-16 km/h unterwegs – wie bei der letzten Tour…allerdings diesmal alle mit Gepäck und doch ein paar Hügeln mehr.
Beim Fahren am Berg merkten wir schnell, dass es einfacher war, wenn unser Sohn und ich (Papa) zusammen etwas zügiger nach oben fuhren und die Mädels es etwas entspannter genommen hatten. So hat man sich gegenseitig weniger gestresst. Die Kids haben es echt super gemacht – hier hat man wirklich gespürt, dass auch die leichten Fahrräder wirklich ein grosser Vorteil sind.
Für längere Fahretappen von 50-70km pro Tag macht es Sinn genug früh loszugehen. Dann war um 7 Uhr aufstehen angesagt, so dass wir um etwa 8:30 Uhr starten und vor dem Mittag schon einen guten Teil der Strecke geschafft hatten und was feines essen konnten.
Fahrradcomputer für alle
Uns, und auch speziell den Kindern, hat es geholfen zu wissen wie schnell wir gerade fahren, wie weit wir schon gekommen sind (oder demnach wie weit es noch etwa geht). So wussten sie dank ihrem Fahrradcomputer auch immer wie lange es gerade noch bis zur nächsten Halt geht. Und natürlich vor allem auch, wie schnell wir gerade den letzten Hügel runtergebrettert sind 😉
Wir haben da ganz einfache Sigma Sport Pure 1 im Einsatz, welche für rund 15 Euro zu haben sind.
Shit happens: Bye Bye Kona 💩
Mehr oder weniger zum Abschluss unserer Reise erlebten wir dann zwei Tage vor Ende noch einen herben Dämpfer: als wir von einer Entdeckungstour zu Fuss durch die Turiner Innenstadt zu unseren Fahrrädern zurückkamen standen da nur noch zwei von vier Rädern: das Scott vom Sohnemann und mein Kona waren geklaut geworden – als letztes Abschiedszeichen lagen nur noch die durchtrennten Schlösser am Boden.
Da brauchten wir schon einen Moment den ersten Schock darüber zu verdauen. Zu zweit sind wir dann zur Polizeistation gelaufen und haben da ein paar Stunden verbracht um einen Rapport zu erhalten, den wir für unsere Versicherung mitnehmen können.
Im Herzen schmerzt es uns beide aber immer wieder immer noch. Daher soll mal gesagt werden: Fahrraddiebe sind Arschgesichter! Man stiehlt nicht nur ein Fortbewegungsmittel, das einfach ersetzbar ist, sondern echt auch ein Herzensstück, womit Emotionen verbunden sind ❤️
Leider ist es auch nicht gerade das erste Mal, wo mir das passiert. So heisst es jetzt wieder was neues suchen für den Sommer, damit wir da wieder schöne Erinnerungen und Abenteuer damit sammeln können. Ich hoffe mal die Kosten werden wieder problemlos von unserer Versicherung gedeckt.
Gelerntes daraus: das nächste Mal würde ich das Rad entweder nicht mehr in die Stadt mitnehmen. Oder in einer geschlossenen Fahrradstation parkieren – habe nachträglich erfahren, dass es da welche geben soll in Turin.
👋🏻 Einladung zum Austausch mit anderen Radfahrer-Familien
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